ZURÜCK WEITER
Abadeh, 03.03.09
Der frust über den verlorenen visa-kampf legt sich schnell, nachdem ich meine entscheidung getroffen habe, abzudrehen auf der seidenstraße richtung Europa. Sofort besorge ich mir das busticket, um gleich morgen zum fahrrad zurück zu fahren. Für die kleine Mahzah kaufe ich eine schmusepüppchen und für Mahmouds frau eine dose pralinen. Von den französischen radlern bekomme ich eine Türkei-karte, mit der Schwarzmeer-route, die sie gefahren sind. Meine abgeradelten karten habe ich ja meinen besucherinnen mit nach hause gegeben.
Der abschied von Max fällt kurz und schmerzlos aus, denn er muss auch am dritten morgen ganz früh unterwegs sein auf seiner konsulats-odyssee. Obwohl ich den erst möglichen bus gebucht habe, fährt er leider erst um 19.00 uhr. Die wartezeit und die 10stündige fahrt kann ich gut nutzen, um meine routenänderung zu überdenken und genauer zu planen.
Die seidenstraße in ost-west-richtung zu fahren, habe ich vor meiner reise oft überlegt. Es ist ein schönes gefühl richtung heimat zu fahren. Meine aklimatisierung an Europa wird natürlicher verlaufen, als wenn ich per flieger von China zurück gejetet wäre. Die wiedergewöhnung an das leben in Deutschland wird allmählich vorbereitet werden durch die anreise über die südosteuropäischen länder. Die seele kommt wieder mit, so wie ich es immer vorgezogen habe zu reisen. Jetzt spüre ich schon, dass mir das gut tun wird.
Um fünf uhr morgens steige ich in Safa Shar an den beiden lichterbäumen wieder aus. Es friert. Die pfützen sind vereist. Der winter hat hier noch mal zurück geschlagen. So früh hole ich Mahmoud nicht aus dem Bett. Gleich an der kreuzung hat ein taxifahrer sein zuhause. Er kommt gerade zurück von einer fahrt. Als ich ihm auf meiner kamera fotos von Mahmoud und seiner kleinen tochter zeige, versteht er, wo ich hin will, aber erst noch etwas warten möchte. Er nimmt mich mit in seinen gas beheizten allraum. Taxizentrale, küche, bad, wohn- und schlafzimmer auf 20 qm. Und ich finde sogar ein sofa, um noch ein stündchen zu nicken.
Um 20 nach 6 rufe ich bei den Banjars an, weil der taxifahrer sich auch von seinem lager erhoben hat. Mahmoud will mich abholen. Aber ich lass mich vom taxifahrer bringen. Der noch etwas verschlafen wirkende familienvater ist natürlich bass erstaunt, dass ich alleine in der tür stehe. Als ich ihm erzähle, wie’s gelaufen ist in Teheran, scheint er sich zu sorgen um mein wohlbefinden. Ich kann ihn aber beruhigen, dass ich mich sehr wohl fühle mit dieser entscheidung. Danach bittet er mich noch etwas zu schlafen. Im Haus rührt sich nämlich noch niemand. Um halb acht höre ich die kleine Mahzah.
Bald darauf werde ich in die küche zum frühstück gebeten. Dann packe ich in der garage alles zusammen.Mahmoud möchte nicht zu spät kommen zur arbeit, das spüre ich. Aber das Ta’arouf verbietet ihm, mich zu bitten schneller zu machen. Für ihn ist es aber auch unmöglich, mich alleine zu lassen mit seiner frau. Deshalb bittet er seinen vater nach unten in die wohnung. Aber da bin ich auch schon fertig. Gemeinsam verlassen wir das haus. Der abschied von dieser liebenswürdigen familie fällt besonders schwer, weil ich ihnen nicht mit worten sagen kann, wie dankbar ich bin, wie sehr sie mir geholfen und um wieviel sie meine reise bereichert haben. Zum schluss sagt Mahmoud in seinem einfachen englisch: I love you! Mit tränen in den augen kann ich ihn lächelnd umarmen.