Radler miteinander

Lipaja, 20. 07 2014

Durch Liepaja will eigentlich nur durchfahren. Da an der litauisch-lettischen Grenze der R 10 versandete, fahre ich über eine A 11 in das mittlere der drei baltischen Länder.A steht hier nicht für Autobahn, sondern für eine übergeordnete Fernstraße, auf der alle Fahrzeuge zugelassen sind.

Wegen des Windes komme ich nicht gut voran. Das Wetter ist sommerlich warm, nicht zu heiß, dafür sorgt der Nord-Ost.

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Kurz hinter der Grenze hole ich drei litauische junge Männer ein, die auf dem Weg zum Badeort Papes sind. Sie nutzen sofort meinen Windschatten.Wenn ich mich umdrehe, grinsen sie mich an und der erste hält kurz den Daumen hoch. Mich freut dass ich ihnen helfen kann.Ich fühle mich ziemlich stark, trete deutlich schwerer, als ich sollte. Alter Angeber!

Dort wo sie abbiegen und sich per Handschlag verabschieden, treffe ich eine deutsche Dreierguppe, die von Tallin nach Danzig fahren. Sie sind ganz begeistert von ihrer Tour. Schöne Städte, tolle Strände, gastfreundliche Balten.  Als ich nach Straßen und Verkehr frage, höre ich Unterschiedliches: In Estland da sind die beiden Männer sich noch einig, waren die Straßen gut zu radeln. Die Frau ist nicht ganz einverstanden. Den lettischen Teil kritisieren sie als den verkehrsreichsten. Die eigentliche Radroute ist ihren Erfahrungen nach zu küstennah angelegt und deshalb zu sandig. Also sind sie viel Straße gefahren, haben auch schon mal für kürzere Teilstrecken Bus und Zug genommen. Auch mir empfehlen sie, nicht die Küstenstraße von Riga nach Pärnu zu nehmen. Der R 10 sei nicht durchgängig ausgeschildert und oft zu sandig. Die A 1 viel zu stark befahren. Mehr im Landesinnern sei viel weniger Verkehr, allerdings wäre die Landschaft etwas welliger.

Dass sie jetzt ins Rad-Traumland Litauen kommen, wissen sie. Sie freuen sich aber auch schon auf Kaliningrad, scheuen aber das Stück Autobahn von Zelenogradsk nach Kaliningrad so, dass sie den Bus nehmen wollen. Ich kann sie mit meinem Bericht nicht davon abbringen. Bis Danzig radeln sie nicht durch. Sie wollen eine Fähre durchs polnische ‚Frische Haff‘ nutzen, von Frombork nach Gdynia. Wir haben so viel auszutauschen an dieser Kreuzung, aber nach unseren Namen und unserer Herkunft fragen wir nicht. Auch ein Foto denken wir nicht.

Mir helfen diese Infos. Jetzt weiß ich, das baltische Radler-Paradies  umfasst Lettland nicht. Ich werde nicht die R 10 Route suchen, lieber auf kleinen Straßen fahren und wie immer vor Ort entscheiden, welche Route ich nehme. Wenn nur dieser Wind mal nach ließe.

Als ich von der A 11 abbiege in das Dörfchen Bernati, habe ich etwa 60 km geschafft. Ein Foto solch einer reichlich ausgestatteten Bushaltestelle muss sein.

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Während ich auch noch ältere Bauernhäuser und ein Neugaugebiet fotografiere, überholt mich grußlos ein Schweizer Radlerpaar mit gleichen E-bikes. Allerdings zieht er noch einen zweirädrigen Trailer anscheinend mit der Campingausrüstung.

An der Kreuzung mit der A 11 schließe ich zu ihnen auf, grüße und frage, ob sie heute bis Lipaja kommen wollen. Sie bejaht und er meint, es seien nur noch 15 km. Als wir auf die Fernstraße einbiegen können, fahre ich als letzter los. Heute Mittag hab noch großspurig andere gezogen, jetzt will ich an den Hinterrädern eines E-bike-Paares lutschen.Ich schäme mich nicht. Denn der Wind ist wirklich heftig. Der Schweizer tritt eine höhere Frequenz als seine Frau und ich. Aber mehr als 18/19 km/h schafft er nicht. Bei dem Tempo geht’s mir hinter ihr prima. Wir sind immer noch schneller, als ich alleine wäre. 14 km hält diese Reihenfolge. Sie schaut immer wieder mal in ihren Rückspiegel, ob ich noch dran bin. Ich schaue nur gerade aus. Ich fände Grinsen unpassend. Dazu nehmen die es zu ernst. Sonst gibt’s keine Kommunikation. Bis wir Liepaja erreicht haben.

An der Info-Tafel mit Stadtplan hält er an, orientiert sich. Es ist zwar erst 15.15 Uhr und ich bin erst 75 km gefahren, aber wenn ich hier einen günstigen Schlafplatz fände….

Die Schweizer sind nicht gesprächig. Untereinander beraten sie kurz anhand des Stadtplans, wo sie nach einer Unterkunft suchen wollen. Ich mache das mit meinem „lonely planet“ und dem Garmin. Beide weisen keine Campingplätze aus, aber eine Reihe von Hotels. Ich biete den Schweizern an, ein laut „l p“ günstiges und doch originell eigerichtetes Hotel einzugeben und sie dorthin zu führen. Vor Ort könnte ja jeder entscheiden, ob er dort übernachten oder noch weiter fahren will. Sie erklären, dass sie morgen früh schon um 6.00 Uhr den Zug nach Riga nehmen wollen und ihnen deshalb ein ganz einfaches Hotel am liebsten wäre. Ich fahre los, ohne zu wissen, ob sie jetzt mitkommen. Er ist jetzt hinter mir, dann sie. Nach wenigen Kreuzungen entdecke ich ein schlichtes Hotel auf der linken Seite. Wegen des Windes und des Verkehrslärms, zeige ich nur drauf.  Sie nicken, biegen dorthin ab und winken noch mal.

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kath Kirche von innen und eine ev. Kirche

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Universität und ein typisches Holhaus

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Als ich mir abends noch durch die fast leere Stadt streife, sehe ich sie vor dem „Petersmarkt“,  auf dem  hauptsächlich Gemüse und Blumen aber auch anderer Kleinkram verkauft werden. Er fotografiert sie. Er und ich heben noch mal eben die Hand. Sie nickt nur. Ob sie „Lutscher“ nicht leiden können?