RAD KURIER

 Sharjah, 30. 01. 2009

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Von der jugendherberge im nördlich gelegenen Sharjah zur usbekischen botschaft im süden Dubais radele ich drei stunden. 46 kilometer nur durch die stadt. Nur durch dichten autoverkehr, so angespannt, dass schultern und nacken abends furchtbar schmerzen.  Ein visum per rad abholen ist hier ein lebensbedrohlicher tagesausflug.

Na ja, ich uebertreibe wieder mal. Aber Markus faehrt hier in der stadt keinen meter rad. Er ist an manchen tagen bis zu 40 km gelaufen, weil er für taxen kein geld ausgeben will und die busse da nicht hin fahren, wo er hin will.

Das sind die alternativen, die ich auch zur botschaft hätte:  Mit dem bus  (billig) – mehrmals umsteigen und trotzdem noch kilometerweit laufen. Aber wegen des ewigen staus, wuerde ich es wahrscheinlich nicht mal schaffen innerhalb der knappen morgendlichen öffnungszeiten der botschaft. Max ist einmal um 6 morgens an der jh losgegangen, war um 11.45 an der botschaft. Dann hat der pförtner ihn nicht mehr reingelassen. Seitdem nimmt er auf bestimmten teilstrecken schon ein taxi. Dann dauert die einfache fahrt  ins zentrum von Dubai auch schon zwischen 50 minuten und zwei stunden – je nach stau. Kostet aber nicht mal 15 €.

Dennoch strampele ich lieber, vor allem weil ich nicht mehr tatenlos rumzusitzen möchte, auch wenn’s nicht ganz ungefährlich ist. Aber asfaltcowboy Franz ist auf seinem velotraum ohne gepäck so was von vorsichtig, geschickt, frech und ganz schön clever. Wie das hier notwendig ist, um heil durch zu kommen.

Die autofahrer zeigen mir entweder vorwurfsvoll den buergersteig (radwege gibt’s nicht), aber viel häufiger anerkennend den daumen hoch. Ist zwar kindisch aber ein erhebendes gefühl, wenn ich mit dem bike an den in kilometer langen autoschlangen stehenden Porsche, Mustang und Jaguar vorbei flitze.

Einem roten Ferrari, der mir beim abbiegen verdammt nahe kommt, lege ich in einem verstopften zweispurigen kreisverkehr, die rechte hand auf das autodach. Der Araber hinter dem lenker hört sofort auf seinen motor wie einen löwen brüllen zu lassen, nimmt das headset aus seinem ohr, lacht und zeigt mir mit daumen und zeigefinger, wie toll er meinen Velotraum findet. Ich lächel zurück und deute ihm, wir könnten ja tauschen. Aber er biegt wieder heulend rechts ab. Ich muss gerade aus. Ferrari fahren in dieser stadt, das muss reiner frust sein.

Das rad ist hier allen fahrzeugen überlegen. Auch den wenigen motorrädern. Nur das leichte fahrrad kann ich über die hohen bordsteine heben, über die erhöhtenen fußgängerquerungshilfen führen oder durch die fußgängertunnel tragen.

Wenn ich hier noch lange warten muss, werde ich einen fahrradkurierdienst eröffnen. Zum helm werde ich noch ellbogen und knieschützer tragen. Und mit meinem tollen dynamo eine super laute hupe betreiben. Denn hupen gehört hier einfach zum fahren dazu. Vorher gehe ich aber noch mal zum frisör .

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