PASST SCHO

Als ich ankomme, bin ich überrascht, wie großzügig Markus und seine familie wohnen. Riesenhaus, geräumige einliegerwohnung, mehrere große garagen, (jeder hat sein eigenes auto), gepflegter pool, ein großer garten. Auf meinen bewundernden kommentar reagiert Markus nur mit dem hier allgemein gebräuchlichen „passt scho“.

Zunächst stelle ich das rad in die garage, ziehe die verschwitzten klamotten aus und erfrische mich in dem herrlichen pool der Mayrhofers. Dann haben wir uns natürlich viel zu erzählen. Birgit – Markus‘ freundin und seine eltern begrüßen mich.

Alle sind sehr liebenswürdig und besonders gastfreundlch. Auf all meine fragen und bitten zur unterkunft, zum essen oder duschen, höre ich immer nur von allen: „passt scho“.

Markus versorgt nicht nur fachmännisch meine offene stelle auf der schulter, sondern sorgt sich auch ganz lieb, um alles andere. Birgit hat ein vegetarisches abendessen vorbereitet und danach sitzen wir noch lange auf dem großen balkon beim bier und träumen von unserer großen reise, wobei Birgit immer stiller wird. Man spürt gut, dass sie sich sorgen macht. Vor allem aber ist sie mit der langen trennung von ihrem freund noch längst nicht im reinen. Als ich mit ihm alleine bin und ihn darauf anspreche, zeigt er verständnis für seine freundin aber schließt das gespräch rasch ab mit “passt scho“.

Der schlacksige kahl geschorene, aber bärtige junge mann – englischer typ, wie er selbst sagt – hellhäutig und rothaarig – ist kein träumer, obwohl er schon visionen von einer besseren welt hat. Er ist kritisch gegenüber vielen gesellschaftlichen entwicklungen. Aber er will in seinem umfeld und in seinen tätigkeitsbereichen auch was ändern. Sein praktikum in Duisburg in einer multikulturellen altenpflegeeinrichtung zeigt, wie ernst ihm solche ansätze sind:

• gesunde ernährung –  er isst vegetarisch – bevorzugt bio-produkte z.b. aus dem eigenen garten
• bewusstes nicht konsum orientiertes einkaufentierschutz – sie haben mehrere katzen und halten sie möglichst artgerecht
• sozial-politisches engagement – speziell folgen der globalisierung für beschäftigte – hier wie auch im ausland – sowie folgen für verbraucher und deren möglichkeiten, etwas zu verändern.

Das alles sind themen, mit denen Markus sich beschäftigt. Ich denke von den einstellungen her werden wir keine auseinandersetzungen führen. In den zwei tagen konnte ich nur noch nicht feststellen, wie verbissen oder wie locker er in seinen ansichten ist. Aber ich denke: „passt scho“

Und dann natürlich seine große reise. Über einen langen zeitraum hat er diese reise in vielen stunden geplant, so dass er damit seiner freundin schon mächtig auf die nerven ging. Dafür weiß er jetzt aber auch sehr gut bescheid, kennt die strecken und orte verdammt gut und hat auch eine recht konkrete vorstellung von ihrem zeitlichen ablauf – bei allen unwägbarkeiten eines solchen unternehmens. Nicht mit all seinen plänen stimme ich überein. Aber auf der reise werden wir das vor ort klären können. „Passt scho“.