Klein Paris

Gdansk, 13. 07. 2013

Du erwartest nichts besonders bei der Einfahrt in diese mittelgroße polnische Stadt Wie bei vielen anderen fahre ich an neuen Gewerbehöfen und alten Betrieben vorbei über unansehnlichen Ein-Ausfallstraßen durch graue menschenleere Vororte. Und dann öffnet sich da plötzlich ein Boulevard wie in Paris.

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Schmiedeeiserne Bänke unter Linden, in der Mitte eine breite großformatig plattierte Flaniermeile, links und rechts davon die Fahrspuren und dann Häuserzeilen mit mehrstöckigen reich verzierten Fassaden, dekorativen Erkern, ausgefallenen Dach- und  Giebelformen und zierlichen Balkonen.

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Selbst die dunkelgrünen Kioske jeweils paarweise am Anfang und Ende der Straße könnten aus Paris stammen. Und oben am Stadttor wartet der hier aufgestelle Tramwagen aus der Zeit vor dem Krieg.

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Dann folgt zur Slupia hin – dem namensgebenden Flüsschen der Stadt – die engere Altstadt um das Schloss, Schlosskirche und die Schlossmühle. Sonntags ist in dem Park der diesen alten Teil bis ans Flussufer weiterführt Flohmarkt.

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Um den Mühlenbach herum, der über ein stählernes Schleusentor plätschert, bis rüber zum Hexenturm schlängeln sich die kleinen Stände und größeren Sonnenschirme, unter denen viele Münzen und Militaria, aber auch alte Puppen und Metallspielzeug angeboten wird.

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Ein Flohmarkt wie bei uns vor 30 Jahren: ohne China-Importe, ohne Ramsch und ohne Fressbuden. Nur vor dem Schloss, das unter anderem ein Hotel beherbergt, treffen sich die ersten Gäste zum Frühschoppen oder schon zum Mittagessen. Es geht hier leise aber familiär zu, wie bei einer Kunst-Ausstellung oder einem lockeren Treff unter Freunden.

Mit meinem schwerbepackten Rad störe ich das unbeschwerte Treiben. Ich will sowieso weiter nach Gdansk. Solche überraschende Entdeckungen machen den Reiz einer Radreise aus. MIt dem Auto wäre ich über die Umgehungsstraße an Slupsk vorbei gerauscht.