IRAN OLE
Shiraz, 22. 02. 2009
Kurz nach halb neuen morgens bringt Pourya auf seinem moped auch noch seinen kleinen neffen mit zum bushof. Er macht zum abschied nicht nur einige fotos, sondern zeichnet mir auf, wie ich in Shiraz vom busterminal ins zentrum komme. Dabei hab ich ihm schon gestern abend gesagt, ich fahre nur mit dem bus, bis ich meinen radpartner Max wieder treffe. Aber das hält nicht nur er für schier unmöglich. Auch Adnan und Eznan, die ebenfalls so früh zum bushof gekommen sind, meinen es gäbe da zu viele straßen mit zu viel verkehr richtung Shiraz um einen radfahrer zu entdecken.
Diesmal werde ich Max unterwegs treffen. Da bin ich mir sehr sicher. Ich habe wieder um den sitzplatz neben dem fahrer gebeten und weiß von ihm, dass der bus die gleiche strecke nimmt, die auch Max fährt. Auf den ersten kilometern sehe ich, dass Max gestern tüchtig klettern musste. Die straße ist hier sicherlich manchmal schon über 1500 m hoch.
Gegen 13.00 Uhr entdecke ich Max’ blaues outfit. Der busfahrer überholt ihn langsam. Viele der iranischen fahrgäste, die gesehen haben, dass ich mein rad im bus mit führe, verstehen jetzt, dass ich meinen partner wieder getroffen habe. Sie freuen sich mit mir und applaudieren, als sie sehen, dass Max mir vom Fahrrad aus zuwinkt. Dann hält der Bus.
Schnell starten wir wieder gemeinsam. Allmählich steigt die straße weiter an. Max höhenmesser zeigt manchmal über 1600 m an. Dabei sind wir hier in einem orangenanbaugebiet. Voller reifer kleinerer orangen hängen die plantagenbäume. Die süßen früchte werden entlang der straße an vielen verkaufsständen angeboten. Einzelne orangen reichen die verkäufer uns immer wieder im vorbeifahren an. Nur sind hier die plantagen nicht so riesig wie in Spanien und anscheinend nicht so professionell ausgestattet. Weder vogelnetze noch schussanlagen sehen wir. Stattdessen altbewährte vogelscheuchen. Alles wirkt noch ausbaufähig, fast provisorisch.
Dann kehrt der frühling ein auf unserer tour durch den Iran. Rosa und weiß schäumen die äcker. Mandelbaumblüte. Ich fühle mich wie im frühlingsurlaub bei Herbert in Altea an der Costa Blanca. Über den blühenden bäumen erheben sich über 2000 m hohe berge, auf denen schneereste leuchten.
Wir schaffen zusammen noch 60 km bis auf einer zwar zugigen aber herrlich ruhigen und müllfreien anhöhe hinter Bab Anar. Max liest auf seiner uhr die höhe ab: etwas mehr als 1800 m. Dem entsprechend kalt wird es in der nacht.
Aber der pfeifende wind legt sich zum glück. Bauern oder hirten, die abends in der dunkelheit und morgens früh auf dem groben und steilen schotterweg an unserem zeltplatz in ihren jeeps vorbei rattern, nehmen kaum notiz von uns. Sie winken nur freundlich.