Insel-Hüpfen

Burg auf Fehmarn, 29. 08. 2014

Noch in Kopenhagen, im südlichen Außenbezirk an der Köge Bucht, führt der R 10  schon autofrei an den Ostseestrand. Ruheplätze für Radler und Spaziergänger – sogar mit Toiletten – direkt am Sandstrand. Auf der anderen Wegseite neuere Villen mit Meerblick. Außer einigen Hundebesitzerinnen ist an einem frühen Donnerstagvormittag niemand hier unterwegs.

Im ersten Städtchen Köge ist Markttag aber auch noch eine Bühne aufgebaut. Ein Zauberer mit einem bunten Papagei unterhält die zahlreichen Passanten die über den Markt schlendern. Der Ostseeradweg führt von Köge bis Praesto durch viele kleine Küstenorte, manchmal direkt am Meer entlang als schmaler Wiesenweg, der aber gut zu fahren ist.

Die sandigen Strandabschnitte sind oft nur kurz. Die Felder reichen manchmal bis ans Meer. Bei Höjerup schaut man von einer alten Klosterkirche über einem Kreidefelsen – dem „Stevns Klint“ – auf die tief unter einem heute wieder ganz ruhige Ostsee.

 

Nur wenige hundert Meter weiter an der Küste entlang wird man an den ‚Kalten Krieg‘ erninnert. „Stevns Fort“ war bis zum Zerfall der Sowjetunion ein wichtiger Raketen-Stützpunkt der Nato. Die Raketen und ein Museum erinnern noch daran.

In der „Faxe Bugt“ – ja der idyllische Ort mit besonders vielen reetgedeckten Häusern heißt wirklich Faxe –  ist der Strand wieder ganz flach, sandig und sanft gebogen. Der ‚Praesto-Fjord‘ ist ein fast vom Meer durch die Halbinsel Feddet abgeschlossene flache Bucht mit Schilfstrand, die nichts mit norwegischen Fjorden gemein hat. Bis Kalvehalve dem südlichsten Ort der Insel Seeland bleiben die Örtchen alle bäuerlich und beschaulich still. Farbige, meist fein herausgeputzte und Blumen geschmückte Strohdach-Häuser reihen sich aneinander.

 

Die Insel Mön ist über eine sanft geschwungene stählerne Bogenbrücke zu erreichen.  Der Hauptort Möns ist Steve, eine Kleinstadt, mit einer schönen alten Spar-und Darlehnkasse und hübschen Innenhöfen und Sträßchen.

Die Hauptattraktion Möns ist der Kreidefelsen „Möns Klint“, ein deutlich höhere und längere Steilküste als die auf Seeland.  Diese hier ist aber nur vom Meer oder aus der Luft gut einzusehen.

 

Den schönsten Strand Möns gibt’s meiner Meinung nach bei Hegnede am Söhundehavn im Norden. Der Strand liegt hier deutlich tiefer als der übrige Küstenabschnitt. Dadurch kann ich auf einer `Panoramarunde‘ oberhalb des Strands entlang radeln, um schließlich an der Nordspitze Möns am seichten, grau-weißen Strandbad ein Stündchen zu sonnen.

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Von Mön nach Falster kann man nicht direkt gelangen. Entweder zurück nach Seeland und dann auf einer der beiden Brücken über den „Storströmmen“ bei Vordingborg. Oder über die Mini-Insel Bogö. Mön und Bogö sind mit einem Damm verbunden. Von Bogö nach Falster bringt Ida mich, die kleine alte Holzfähre, die seit mehr als einem halben Jahrhundert hier alle halbe Stunde übersetzt.

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Falsters schöne Strände liegen an der Ostküste, wo auch der R 10 entlang führt. Wenige Kilometer östlich des Fährhafens beginnt ein herrlicher Küstenabschnitt, in dem der Buchenwald an den schmalen Sandstrand reicht. In einigen  Lichtungen parken in Strandnähe die Fahrzeuge der wenigen Badegäste, die sich heute hier trotz des herrlichen Wetters verlieren.

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Da ich nicht die Fähre von Gedser nach Rostock nehmen möchte, fahre ich nur bis Marielyst an der Küste entlang und biege dann nach Nyköbing in die Inselmitte ab, weil ich dort über die Brücke nach Lolland gelangen kann. Auf den R 10 treffe ich da wieder, aber nur noch bis Maribo. An einer unscheinbaren Abzweigung der dänischen Radwege 7 und 8 trenne ich mich endgültig vom EuroVelo 10, dem ich seit dem 10. Juli an der deutsch-polnischen Grenze mehr oder weniger dicht gefolgt bin.

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Auf über 3300 km durch 8 Länder, in großartigen Städten, hübschen und verlassenen Dörfern, an einsamen und belebten Stränden, in langgestreckten Wäldern, in kleinen Häfen und an unscheinbaren Plätzen hab ich so viel Neues gesehen, Schönes und auch Unerfreuliches, habe fast nur freundliche Menschen getroffen, welche die was von mir wissen wollten und andere die Besonderes zu erzählen hatten. Die Rad-Reise auf dem Euro-Velo 10 ist ein Erlebnis für mein Leben.