FRÜHLINGS TOMATEN
Lar, 18. 02. 09
Kilometerlange bewässerungsleitungen neben der straße künden an, dass wir in ein landwirtschaftlich genutztes gebiet kommen. Auf den immer häufigeren grünen feldern werden bei strahlendem sonnenschein tomaten geerntet. Oft sind die äcker eingefasst mit hohen fast verblühten sonnenblumen. Und das mitte februar.
Überall an der straße verkaufen die bauern ihre tomaten. Das kilo für etwa 40 cent. Außerhalb der ortschaft Kahuristan winken mich zwei bauern zu sich. Sie begrüßen mich freundlich und bieten mir ihre tomaten an. Während ich noch überlege, wo ich die empfindlichen früchte verstauen könnte, kippt mir einer der beiden meine lenkertasche komplett voll. Max kommt hinzu und erhält auch mindestens ein kilo. Als wir ein foto machen wollen, laden die beiden uns ein, ihren betrieb zu besichtigen.
Anschließend müssen wir mit ihnen und ihren angestellten, die meist zur familie gehören, zu mittag essen. Es gibt reis mit tomatensoße, brot und salat. Zu vierzehn sitzen wir auf dem boden des einraumhauses. In der mitte wird eine plastikplane ausgebreitet. Darauf liegt der gewaschene salat: frühlingszwiebeln, petersilie, minze und grüne feine salatblätter.
Die frauen und kinder bleiben draußen. Unter einem baum auf verblichenen teppichen nehmen sie ihre mahlzeit ein. In einer art militärzelt neben dem haus essen die erntehelfer, die unserer einschätzung nach nur als saisonarbeiter beschäftigt sind.
Nach dem essen gibt’s noch tee. Und die üblichen fragen an uns. Als wir aufstehen, beenden auch alle anderen ihre mittagspause. Anscheinend haben sie nur darauf gewartet, dass wir wieder aufbrechen.
100 km haben wir am abend geschafft. Hinter einem hügel unweit der straße finden wir einen geschützten aber steinigen zeltplatz. Der abend ist noch recht kühl. In der nacht kuschele ich mich tief in meinen daunenschlafsack. Aber der nächste morgen ist wieder strahlend blau.
Je näher wir am späten nachmittag der 100.000 einwohner zählenden stadt Lar kommen, um so mehr stören mich die ungepflegten anlagen, die vermüllten feldraine und der überall herum liegende metallschrott und schutt. Je schöner ich die kargen unberührten landschaften finde, die ich durch radele, um so mehr ärgert mich die verschmutzung in diesen ländern. Max erklärt den achtlosen umgang mit der umwelt damit, dass die menschen hier zunächst mal schauen müssen, dass sie selbst ‚durchkommen‘. Mag ja sein. Aber dann könnten sie doch den plastikmüll in eins der herumliegenden ölfässer stopfen.
Vor dem zelten müssen wir noch getränke und lebensmittel einkaufen. In Lataefiye, einem vorort von Lar, wird daraus ein wahrer menschenauflauf. Eine dreiviertelstunde halten uns die vielen gespräche und fotos auf.
In Lar müssen wir uns an einer kreuzung nur kurz orientieren, wo der weg nach Shiraz weiter geht. Schon sind wieder ca. 15 bis 20 Männer um uns. Diesmal schaut auch eine ganze mädchenklasse in ihren schwarzen schuluniformen zu uns rüber. Leider erlauben sie mir nicht sie zu fotografieren.
Es ist schon fast wieder dunkel geworden. Aber wir müssen noch raus aus der stadt, um irgendwo zu zelten. Hinter einem neuen straßendamm finden wir wieder einen ruhigen, uneinsehbaren schlafplatz. Nach wieder fast 100 km sind wir ganz schön verschwitzt. Zum glück ist es heute abend aber noch so warm, dass wir mit dem restlichen gar nicht so kalten wasser aus unseren wassersäcken duschen können. Auch in der nacht wird es hier nicht kalt. Hier ist halt schon frühling.