STECKEN GEBLIEBEN
Sharjah, 10. 02. 2009
Samstag haben wir die buszeiten und -preise gecheckt, ein taxi geordert für sonntag 6.00 uhr morgens, den handyalarm auf 5.30 uhr eingestellt. An Sharjahs busstation sind wir um 6.15 uhr. 30 Dhs zahlt jeder für das ticket. Abfahrt des busses um 6.25 uhr. In zwei stunden werden wir in Abu Dhabi sein, die botschaft finden und unser visum bekommen. Alles lauft nach plan.
Nach 15 minuten stehen wir im stau. Max weiß, hier ist ein nadelöhr. Hier staut sich der verkehr immer. Zwei stunden und 15 minuten bleibt der bus an der gleichen stelle stehen. Nichts geht mehr. Auf acht spuren drängeln die autofahrer immer enger aufeinander. Vier spuren sind hier nur vorgesehen. Unter der autobahnbrücke einen halben kilometer weiter können sogar nur drei nebeneinander durch. Aber von der autobahn kommen noch zwei spuren runter auf unsere straße.
Polizeisirenen hören wir ständig. Blaulicht sehen wir an verschiedenen stellen. Die fahrer steigen aus, vertreten sich die füße zwischen den autoschlangen. Alle telefonieren. Manche mitfahrer steigen auf vorbei kommende motorräder – auch ohne helm.
Gegen halb zehn geht’s angeblich weiter. Alle steigen ein. Hinter dem lenker drängelt sofort wieder jeder. Besonders eilige wechseln die spur. Das gibt immer ärger, zweimal vor uns einen leichten zusammenstoß. Die polizei ist hilflos. Einzige maßnahme: sie öffnet einen u-turn, aber niemand nutzt ihn. Alle wollen ja auch in die andere richtung.
Eine weitere stunde ’stop and go‘. Niemals kommen wir rechtzeitig in Abu Dhabi zur usbekischen botschaft. Wir ändern unseren plan. Wir wollen nochmal mit dem konsul hier in Dubai sprechen. Wir steigen aus und nehmen ein taxi, sind kurz nach elf im konsulat. Nur drei besucher. Der herr der visa schreibt eifrig an seinem tisch.
Als er aufblickt und uns wahrnimmt fragt er kurz: “Please”, wartet aber unsere antwort nicht ab, sondern wiederholt, das system würde nicht arbeiten. Visa müssten wir in Abu Dhabi beantragen. Wir versuchen zu erklären, was heute geschehen ist. Aber er hört nicht zu. “The system does’nt work.” Max wird energischer, fragt, warum er das nicht schon vor einer woche gesagt habe. Der Usbeke antwortet nicht. Sein ruhigerer kollege – eher asiatischer abstammung – kommt hinzu. Er erklärt, dass die internet probleme mit dem umzug des konsulats zu tun hätten. Etisalat – die Telekom Dubais – hätte ihnen versprochen, die verbindung rasch aufzubauen, aber hielte ihr versprechen nicht.
Ob ein visum nicht ohne computer auszustellen ist, frage ich. Nein ist die antwort. Die daten müssen online nach Taschkent und dort abgeglichen werden. Von dort kommt dann nach drei oder vier tagen in der regel das okay. Wieso uns das nicht gleich bei antragstellung mitgeteilt wurde, fragt Max nochmals erregt. Der zweite konsul zuckt nur mit den Schultern. Daraufhin kritisiere ich den schlechten service. Max zählt auf, dass im internet die alte adresse steht, keine telefonnummer angegeben ist, wir von Etisalat eine nummer bekommen haben, die aber immer besetzt ist und er erst beim dritten besuch erfährt, dass er nach Abu Dhabi muss.
Wir sind inzwischen recht laut geworden. Der erste konsul – ein feister bilderbuch-Russe – schaut nach dem rechten. Uns fragt er nichts. Nur der zweite konsul darf auskunft geben. Uns sagt er ganz knapp und barsch, was wir schon wissen. “You go to Abu Dhabi. Our system …”
Als ich noch etwas darüber sage, dass sie den umzug besser hätten organisieren sollen, damit solche wartezeiten nicht entstehen, mischt sich eine junge selbst bewusste blonde frau ein, die besser englisch spricht als die herren. Sie gibt zu, dass einiges beim konsulatsumzug schief gelaufen sei. Sie selbst habe drei tage gebraucht, ehe sie das neue konsulatsgebäude hier draußen gefunden hätte. Aber im moment hätten sie keine andere wahl, als alle visumantragsteller nach Abu Dhabi zu verweisen. Der giftzwerg-konsul kriegt zum schluss sogar ein ‚excuse me‘ über die lippen.
Stinksauer machen wir uns auf den rückweg. Auf dem parkplatz vor dem konsulat fällt mir ein teurer Aston Martin sportwagen auf. Auf dem weg zurück in die stadt schimpfen wir über die unmöglichen konsulatsangestellten, die sich einen scheißdreck um die visaantragsteller kümmern, wahrscheinlich aber ein dickes diplomatengehalt beziehen. In dem moment schnurrt der Aston Martin an uns vorbei. Offen. Hinter dem lenker die selbst bewusste blondine aus dem konsulat. Ich krieg den mund nicht zu. Max meint ganz cool: “Dös ist die oalde vom konsul.” Es ist nicht mal zwölf. So genau nimmt ein usbekischer konsul es nicht mit der arbeitzeit seiner freundin.
Ehe wir zu fuß an der feudalen Mall of Emirates sind, vergeht mindestens eine halbe stunde. Max will ein paar günstige Tevas im DSF (Dubai Shopping Festival) kaufen. Eine art winterschlussverkauf, in dem er später wirklich für 17,50 € ein paar der strapazierfähigen sandalen ergattert. Aus dem parkhaus rollt er wieder an uns vorbei: der Aston mit der blonden. Hat sie ’nen neuen lippenstift gebraucht? Oder im Kempinski-hotel nebenan wodka besorgt? Den gibt’s hier nämlich nur in den großen hotels. Quatsch! Wodka lassen die herren diplomaten wahrcheinlich viel günstiger palettenweise auf staatskosten einfliegen.
Nee wirklich – ich bin nicht neidisch. Will hier auf keinen fall die menschen eines ganzen landes verunglimpfen, auch keinen berufsstand. Ich gönn den diplomaten ihr anscheinend schönes leben. Aber ich will von ihnen anständig behandelt werden.
ZWEI-MONATS-VISA:
Meine Einreise in den Oman: 19.dezember
Mein antrag auf Iran-visum: 22. dezember
Max‘ einreise in den Oman: 30. dezember
Max‘ antrag auf Iran-visum: 11. januar
Mein Iran-visum erhalten: 13. Januar
Meine einreise in die UAE: 18. januar
Max‘ einreise in die UAE: 22. januar
Max‘ antrag auf visum für Usbekistan: 29. januar
Mein antrag auf visum für Usbekistan: 31. januar
Max Iran-visum erhalten: 03. februar
Rückgabe meines visumantrags: 05. februar
Rückgabe Max‘ visumantrags: 09. februar
Voraussichtliche Einreise in den Iran: 12. februar