Alps2Ocean
Am Lake Tekapo kann ich in den beliebten Trail „Alps to Ocean“ einsteigen. Er führt über mehr als 200 km vom Mount Cook nach Omaru an die Ostküste. Bis Omarama will ich ihm folgen. Dann bleibe ich noch in den Bergen, weil ich weiter südlich nach Wanaka und Queenstown möchte.
Erst mal Reifen flicken, Proviant einkaufen, einem Long Black und noch den wunderschön gelegenen See genießen. Da bin ich morgens um 10 aber nicht alleine. An der Good Sheperd Church ist es zu überlaufen. Auf dem Trail zum Pukaki See werde ich solche Ausblicke alleine genießen können, denke ich.
45 km liegen die Seen auseinander. Ein Kanal verbindet die beiden. Sein Wasser leuchtet genau so türkis.
Die nicht asphaltierte Canal Road nehmen viele Radler, weil sie dann keine Höhenunterschiede bewältigen müssen. Mir wäre das Stück zu langweilig. Wenn der Trail neben der Straße verläuft, ist mir der Asfalt lieber trotz der Autos.
Der Wind ist wieder störend auch auf dem Schotterpfad. Von einem Spanier, der einen Flug über den Mt. Cook gebucht hatte, höre ich, dass alle Flüge gestrichen wurden wegen zu viel Wind. Darum fährt er jetzt MTB und ärgert sich, weil der Wind es ihm hier auch schwer macht.
Das Blau des Pukaki ist schon fast unnatürlich. Beide Seen sind Stauseen. Das sie umgebende Bergpanorama und dieses Türkis machen sie einmalig.
Am Mount-Cook-Aussichtspunkt sind mir wieder zu viele Menschen. Die ca. 50 km entfernte Bergspitze ist im Wolkendunst schwach zu erkennen.
Im ‚visitors center‘, das eigentlich eine Verkaufsstelle für den im See gezüchteten Lachs ist, höre ich, von einer Sturmwarnung für die Region Mt Cook. Ein Glück, dass der Trail nach Süden abbiegt. Richtung Twizel hab ich 20 km Schiebewind und Sonneschein. Der freie Zeltplatz liegt 4 km außerhalb an einem kleineren total ruhigen Stausee, dem Ruataniwha.
Nach Tagen kann ich endlich wieder mal schwimmen.
Dass es in der Nacht und am Samstagmorgen regnet, ist nicht ganz so ärgerlich. Heut hab ich nur eine 30 km Etappe bis Omarama vor mir. Da endet für mich die Alps2Ocean Strecke. Vor der morgigen 100 km Etappe über den Lindis Pass nach Wanaka hab ich solchen Respekt, die will ich ausgeruht angehen.
Im Regen los gefahren, der immer stärker und auf freier Strecke vor Omarama zu einem 15 minütigen Unwetter wird, erreiche ich völllig durchnässt das kleine Örtchen. Im i-site gibt man mir keine Chance auf ein Zimmer. Alles sei ausgebucht. Das Dörfchen hat nicht so viele Unterkünfte. Mir bliebe nur ein Zeltplatz. So nass will ich nicht wieder ins Zelt. In einem Café ziehe ich mich um und hab wieder mal Glück. In dem Laden hat intercity-bus eine Ticketverkaufstelle. Um 14.00 Uhr fährt ein Bus nach Cromwell. Nach Wanaka gibt’s keine Busse. Aber in Tarras könnte ich aussteigen und die 30 km bis Wanaka radeln. Ich nehm das Ticket. Nach einem Kaffee und Kuchen schnell das Vorderrad raus, Lenker drehen, Taschen runter, 10 $ für den Fahrer. Schon sitz ich im Bus mit lauter Chinesen. Über den verregnet grauen Lindis Pass sehe ich aus dem warmen Bus heraus, was mir erspart geblieben ist, aber auch welch reizvolle Bergstrecke ich verpasst habe.
Nach 60 km an der Gabelung Tarras „hopp ich off“. Auf dieser Seite des Gebirges scheint die Sonne. 15 km vor Wanaka werde ich von freiwiligen Helfern gut versorgt mit Bananen, Isodrink und Powergels. Am Wendepunkt einer Triathlon-Radstrecke sind schon alle Wettkämpfer durch. Mir stecken die Männer deshalb von allem zu, was übrig geblieben ist. Die 8A von Tarras nach Wanaka ist ideal für einen Rad-Thriathlon.
Die über mein schweres Rad scherzenden Helfer nehmen mir die Hoffnung auf ein Zimmer. Durch den internationalen Wettbewerb in der Hauptreisezeit sei der Ort seit Tagen völlig überfüllt. Viermal so viele Gäste wie Einwohner bewirte Wanaka zur Zeit. Sie empfehlen mir ins benachbarte Albert Town zu fahren. Dort gäb’s einen großen, hübsch gelegenen DOC Campingplatz – allerdings nur mit Toiletten. Wohl oder übel fahr ich dahin. Die Lage am mächtigen Clutha River unter großen Kiefern ist toll.
Die Sanitär-Anlagen sind dagegen unmöglich. Drei Toiletten für mindestens 120 Camper. Drei Mini-Becken draußen vor den Toiletten. Man muss die Hähne gedrückt halten, damit Wasser fließt. Dennoch ziehe ich mich hier aus und wasche mich, so gut es geht.
Ein Trost: vor der Brücke auf der anderen Flussseite habe ich ein Restaurant gesehen. Da esse ich ein gutes Steak mit Pommes und Salat. Zwei Bier dazu und die Radlerwelt ist wieder in Ordnung.