North-west-cycleway

Freitag morgen fühl ich mich noch nicht fit, obwohl ich in der Nacht schon ein paar Stunden geschlafen hab. Erst ganz früh von 20 bis 23.30 Uhr und dann wieder von ca. halb drei bis fünf. Seitdem krame ich rum, packe die Taschen nochmal um, denn alles was ich im Flieger und in der Stadt anhatte, muss jetzt verstaut werden. Ich zieh jetzt nur noch Radsachen an. Meine Radreise beginnt heute.

Daher auch mein Magendrücken. Meinen morgendlichen Obstsalat hab ich mir zwar geschnibbelt, aber ich schaff ihn nicht. Der griechische Joghurt ist mir zu kalt, das neuseeländische Brot zu pappig. Einzig der warme Tee tut mir gut.

Viertel vor neun bin ich schon in der Nähe des skytowers an dem Outdoorladen, den ich gestern gefunden habe, um mir eine Campinggaskartusche zu kaufen. Dann ziehe ich noch 500 Dollar.Jetzt muss ich nur noch den Einstieg in den North-west-cycleway in der Nelsonstreet finden. Mit dem Navi kein Problem. Der Radweg ist zweispurig, autofrei und führt – wie der Name schon sagt –  direkt und einfach auf die westliche Seite der Provinz Northland. Schön ist er nicht. 25 km führt er direkt am Zaun der Autobahn 16 vorbei,  die in die gleiche Richtung führt.

Bis Massey ist der Radweg fertig. Dort muss ich ohnehin westlich abbiegen und die Red-Hill-Road nehmen bis Kumeu. Diese Straße ist eingebettet in eine sanft geschwungene Hügellandschaft. Landwirtschaftlich genutztes Weideland. Viele Baumgruppen und Singularbäume lockern das Bild auf. Überall am Straßenrand blühen lila und weiße Funkien. Die „Rolling Hills“ – wie die Kiwis diese Landschaftsform nennen – glühen in der Mittagssonne. Ich glühe auch. Manche Anstiege sind mit meinen 27 kg Gepäck ganz schön anstrengend.

In Kumeu hab ich die Wahl: 29 km über die verkehrsruhigere Old North Road oder 24 km über die neue viel befahrene 16. Klar, dass ich die kürzere, wenn auch nicht so radfreundliche Variante wähle. Typisch für mich. Von wegen: der Weg ist das Ziel. Ich will zum geplanten Ziel, möglichst rasch. Der Weg ist Arbeit. Die Ankunft am Ziel die Belohnung. So denke ich immer. So fahre ich auch die Teistücke, die Radfahrer nicht mögen: möglichst rasch durch!

Helensville – mein Tagesziel – erreiche ich nach 58 km. Als erstes trinke ich in der Kaipara Tavern ein ‚Paint‘. Zimmer oder Campingplatz gibt’s nicht. Im kleinen Stadtpark neben der Polizeidienstelle würde ich schon gerne zelten. Ich frage den diensthabenden Polizisten, ob das möglich sei. Aus Sicherheitsgründen sei das nicht möglich, meint er. In Parakai sei ein Campground. Das weiß ich, hab die Hinweistafeln schon gesehen und mein Navi zeigt den Platz auch an. 15 Minuten später hab ich nen schönen ruhigen Rasenplatz neben ein paar jungen Auto-Campern für mich auserkoren.

Die Duschen sind alt aber sauber und das Wasser warm. Die Gemeinschaftsküche nutze ich erst morgen früh fürs Frühstück. Auf der anderen Straßenseite vor einer Fastfood-Bude esse ich chicken & chips und trinke ein zweites Bier. Nebenan kaufe ich für morgen früh noch O-Saft, ziemlich vergammeltes Obst, ein Ciabatta und ein Stück Edamer. Weat-Cracker als Brotersatz und Erdnussbutter hab ich noch in der Provianttasche. Um halb neun in meinem Zelt ist die Welt in Ordnung. Bis ich die neue Stirnlampe (Billigprodukt von Decathlon) einschalten möchte, um noch Tagebuch zu schreiben. Geht nicht! Egal was ich auch probiere. Ärgerlich. Aber was soll’s. Handy und Tablet haben Taschenlampen und ich penne sowieso gleich ein.

Frühstücksselfie vom nächsten Morgen: Wer einmal aus dem Blechnapf frisst…